Ein Interview:
Wanderin zwischen den Welten: Tiny von Wedel, Hamburger Autorin mit festem Wohnsitz auf
Mallorca (Foto: Gabo)
Luxus ist ihr Thema, Lifestyle – die Kunst des schönen Lebens. Tiny von Wedel kennt den Alltag in der guten Gesellschaft zwischen Hamburg und Los Angeles, zwischen Marbella und Marrakesch. Seit 2001 lebt sie auf Mallorca und schreibt über die Lieblingsinsel der Deutschen.
Im Juli erscheint von ihr "Living in Style Mallorca" (teNeues, 220 S., 49,90 Euro), ein von Christine von Auersperg herausgegebener prachtvoller Bildband über die schönsten Anwesen auf der spanischen Insel samt edlen Interieurs. Im September kommt ihre "Cool Cities"-App über Mallorca heraus. Für den Bruckmann-Verlag hat die Insel-Insiderin den Reiseführer "99 x Mallorca wie Sie es noch nicht kennen" geschrieben, der im Januar 2014 erscheint.
Und dann ist da ihr erster Roman. "Für immer bis zum nächsten Mal", heißt ihre überaus amüsante Geschichte einer nicht mehr richtig jungen Frau, die ein Buch über Au-Pair-Mädchen schreiben soll und sich zu Recherchezwecken bei kinderreichen Freunden aus der Hamburger Oberschicht einquartiert. Ein Gespräch mit der Autorin über Hanseaten, den Hamburger Hügel auf Mallorca und die Frage, ob der Zustand des Dauerverwöhntseins wirklich glücklich macht.
Die Welt: Sie pendeln regelmäßig zwischen Hamburg und Mallorca, wo sie in der Nähe des so genannten Hamburger Hügels leben. Wie hanseatisch geht es dort zu?
Tiny von Wedel: Auch auf mallorquinischen Hügeln zwischen Pinien und Palmen haben Barbourjacken, Cashmere-Tücher, Labradore und der klassische Hanseaten-Kopf selbstverständlich einen unverkennbaren Wiedererkennungswert. Und nach vielen Inseljahren sind es meist auch nur die Hunde, die Spanisch sprechen. Außerdem ist es gleichgültig, ob man die Tür im Haus an der Alster, auf Sylt oder auf Mallorca aufschließt, immer empfängt einen das gleiche, angenehm unaufgeregte Interieur, das vielleicht ein wenig die Individualität, aber nie das angeborene oder angeheiratete Understatement vermissen lässt. Nein, als Hanseat kann man sich hier schon sehr wohl fühlen.
Die Welt: Dunkelblaues Outfit, wippende Perlenschnüre, höflich und ein bisschen steif – es ist ganz wunderbar, wie Sie in Ihrem Roman die Hamburger Gesellschaft beschreiben. Aber spielt da nicht ein bisschen viel Klischee hinein?
Tiny von Wedel: Natürlich ist ein Klischee immer eine Überzeichnung etwas tatsächlich auch Vorhandenem. Aber als Kind dieser Stadt, bin ich trotz allem natürlich auch als Undercover-Patriot unterwegs und selbstverständlich zwischendurch emsig, um das "weichzeichnen" einiger nicht so vorteilhafter Hamburgfarben bemüht. Der Hamburger – so dunkelblau und barbour-wächsern er aus der Entfernung auch erscheinen mag, aus der Nähe wird es noch schlimmer! Aber wer es dann noch ein bisschen länger aushält, entdeckt unweigerlich das Hanseaten-Herz aus Gold. Und was die Stadt weltweit und aus Gründen, die kein Zugereister so genau verstehen kann, zur "schönsten Stadt der Welt" macht, ist außer der Niederschlagsdichte zweifellos die Zuverlässigkeit und Worttreue des gemeinen Hamburgers alten und wahren Schlages.
Die Welt: Das Schöne an Ihrem Buch ist die Fähigkeit der Heldin, über sich selbst zu lachen…
Von Wedel: … "Humor ist eine ernste Sache." Mir ist natürlich wieder mal entfallen, wer das gesagt hat. Humor ist auf jeden Fall mehr als "Lachen". Es heißt für mich, die Dinge so zu sehen, wie sie sind – auch oder gerade in ihrer ganzen Ernsthaftigkeit und manchmal Ärgerlichkeit – sie zu sezieren, zu analysieren und sie dann auf denn Kopf zu stellen. Umgekehrt durch das Fernglas auf die Dinge zu sehen.
Die Welt: Die Deutschen sind ja bekanntlich Weltmeister im Jammern. Müssen wir lockerer werden?
Von Wedel: Humor ist ein recht komplexer und sehr befriedigender Prozess, der sich mit der Zeit mehr und mehr verselbstständigt. Das Lachen ist nur das Endresultat. Für ein humorbegabtes Wesen wird "Jammern" einfach irgendwann zu profan. Insofern kann ein wenig mehr Leichtigkeit bestimmt auch die gefühlte Lebensqualität verbessern. Das erfordert sicherlich bei manchen eine gewisse Übung, und da haben es einige Kulturen fraglos leichter als die Germanen.
Die Welt: Ihr Buch stellt auf sehr witzige Weise eine neue Form des "Bildungsromans" dar. Es geht um das erwachsen werden einer Erwachsenen. Was bedeutet "erwachsen"?
Von Wedel: Da fragen Sie am besten einen Erwachsenen, ha! Vielleicht definiere ich den Begriff "erwachsen" am besten als Erkennen und Anerkennen von Regeln, von Pflichten, Verantwortung und Ernsthaftigkeit – unter gleichzeitiger Aufgabe von Neugierde, Fantasie, Unvoreingenommenheit und herrlicher Gedankenlosigkeit. Das englische Wort "grown up" stellt es ganz schön dar, als einen Endpunkt des Wachsens. Man ist angekommen. Endstation. Das war´s. Erwachsen sein hat damit etwas Statisches. Sie sehen, der Begriff ist bei mir nicht sehr positiv besetzt.
Die Welt: Worin unterscheidet sich das gegenwärtige Erwachsensein von dem unserer Eltern-Generation?
Von Wedel: Ganz sicher in der Freiwilligkeit. Meine Eltern sind beide aus Kriegsgenerationen, da war das Erwachsen sein keine Frage des "Erwachsenwerdens". Es gab keine Option, man war es quasi von einem Moment zum anderen. Heute über ein halbes Jahrhundert ohne Krieg gibt es eine solche Vielfalt von Optionen und wie immer auch eine damit einhergehende Ratlosigkeit bei den davon so glücklich "Betroffenen".
Die Welt: Ist es ein Gerücht, dass der Zustand des Dauerverwöhntseins eigentlich unglücklich macht? Muss man auch mal einen echten Kummer erleben?
Von Wedel: Papperlappapp, würde einer meiner Protagonisten sagen. Und ich auch. Ein vollkommener Menschen-Verdummungsunsinn, um die weniger Glücklichen in vermeintlicher Überlegenheit zu wähnen oder ihnen ein wenig Trost zuzufächeln. Natürlich, wenn man unausgebildet in einen goldenen Käfig hineinspaziert und nur passiv konsumiert, wird aus dem wenigen an Geist und einem abwartenden Frohsinn nicht mehr. Wenn man allerdings die Möglichkeiten des Verwöhntseins nach allen Regeln und mit allem Vermögen nutzt, um soviel an Informationen aufzunehmen wie möglich und zu lernen und zu lernen, dann ist das wahrer Luxus und man kann verdammt viel Spaß haben.
Und noch ein Interview:
Der unbekannte Fragensteller: " Frau von Wedel..."
Tiny von Wedel: "Hier."
DuF: "Ja, natürlich, danke. Also, die Frage - die Frage, die sich ein Leser stellt ist doch: Was bringt den Autor zum schreiben? Was treibt ihn um?"
TvW: ""Die stellt er sich? Tatsächlich?"
DuF: "Nun ja, das ist die Frage..."
TvW: "Die immer gestellt wird. Gut, das macht ja nichts. Ich würde wahrscheinlich sagen, daß alles Gute schon geschrieben wurde und ich mit ein paar Variationen herumspiele. Ohne Verantwortungs-Gen und mit überhaupt keiner Disziplin-DNA ist das außerdem eines der wenigen Tätigkeitsfelder die übrigbleiben."
DuF: "So, ja. Wen möchten Sie mit Ihren Büchern ansprechen, wer ist Ihr perfekter Leser"
TvW: "Das sind die Standardfragen der FT Weekend, die Sie mir hier stellen?"
DuF: " Nein, ich meine, bei den Hauptfragen halten wir uns natürlich schon an eine gewisse Linie."
TvW: "Linie. Na fabelhaft. Ein ansonsten eher lese- und buchabgewandtes Publikum anzusprechen wäre eine große Freude und Herausforderung. Zusätzlich natürlich zu den Millionen mir zugewandten Lesern. Also: glückliche Leser und davon viele."
DuF: "Sind Ihre Romane autobiographischer Natur?"
TvW: "Ich schreibe - wie die meisten Autoren - ausschließlich von mir nicht bekannten Orten und Situationen, auf einer anderen Welt, in einem anderen Universum und von Menschen und Charakteren, die mir vollkommen unbekannt sind."
DuF: "Das, das dachten wir uns. Welches Buch Ihrer Kindheit hat Sie am meisten geprägt?"
TvW: "Sartres "Das Sein und das Nichts". Ein wunderschönes Rotes Buch mit 785 Seiten voller Worte deren Sinn ich nicht verstanden habe, obwohl mir kein Wort davon fremd war."
DuF: " Und später?"
TvW: "Das selbe, aus den selben Gründen."
DuF:"Ist es richtig, daß einer Ihrer Ehemänner eine Anzeige wegen Nötigung bekommen hat, weil er auf der Autobahn einem anderen Verkehrsteilnehmer bei 280 km/h den Rückspiegel abgefahren hat und man ihm eine, nun sagen, wir, eine ein wenig respektlose Art nachsagt?"
TvW: " Es ist Ihnen unbenommen das so zu sehen, und mir ist es unmöglich das zu kommentieren."
DuF: "Fein, ja -eine letzte Frage: Ihr letztes Buch wirkt an einigen Stellen recht wortverliebt, was sagen Sie dazu?"
TvW: "Das ist der Grund weswegen ich das hier mache."
DuF: " Das - Danke sehr."
Der unbekannte Fragensteller: " Frau von Wedel..."
Tiny von Wedel: "Hier."
DuF: "Ja, natürlich, danke. Also, die Frage - die Frage, die sich ein Leser stellt ist doch: Was bringt den Autor zum schreiben? Was treibt ihn um?"
TvW: ""Die stellt er sich? Tatsächlich?"
DuF: "Nun ja, das ist die Frage..."
TvW: "Die immer gestellt wird. Gut, das macht ja nichts. Ich würde wahrscheinlich sagen, daß alles Gute schon geschrieben wurde und ich mit ein paar Variationen herumspiele. Ohne Verantwortungs-Gen und mit überhaupt keiner Disziplin-DNA ist das außerdem eines der wenigen Tätigkeitsfelder die übrigbleiben."
DuF: "So, ja. Wen möchten Sie mit Ihren Büchern ansprechen, wer ist Ihr perfekter Leser"
TvW: "Das sind die Standardfragen der FT Weekend, die Sie mir hier stellen?"
DuF: " Nein, ich meine, bei den Hauptfragen halten wir uns natürlich schon an eine gewisse Linie."
TvW: "Linie. Na fabelhaft. Ein ansonsten eher lese- und buchabgewandtes Publikum anzusprechen wäre eine große Freude und Herausforderung. Zusätzlich natürlich zu den Millionen mir zugewandten Lesern. Also: glückliche Leser und davon viele."
DuF: "Sind Ihre Romane autobiographischer Natur?"
TvW: "Ich schreibe - wie die meisten Autoren - ausschließlich von mir nicht bekannten Orten und Situationen, auf einer anderen Welt, in einem anderen Universum und von Menschen und Charakteren, die mir vollkommen unbekannt sind."
DuF: "Das, das dachten wir uns. Welches Buch Ihrer Kindheit hat Sie am meisten geprägt?"
TvW: "Sartres "Das Sein und das Nichts". Ein wunderschönes Rotes Buch mit 785 Seiten voller Worte deren Sinn ich nicht verstanden habe, obwohl mir kein Wort davon fremd war."
DuF: " Und später?"
TvW: "Das selbe, aus den selben Gründen."
DuF:"Ist es richtig, daß einer Ihrer Ehemänner eine Anzeige wegen Nötigung bekommen hat, weil er auf der Autobahn einem anderen Verkehrsteilnehmer bei 280 km/h den Rückspiegel abgefahren hat und man ihm eine, nun sagen, wir, eine ein wenig respektlose Art nachsagt?"
TvW: " Es ist Ihnen unbenommen das so zu sehen, und mir ist es unmöglich das zu kommentieren."
DuF: "Fein, ja -eine letzte Frage: Ihr letztes Buch wirkt an einigen Stellen recht wortverliebt, was sagen Sie dazu?"
TvW: "Das ist der Grund weswegen ich das hier mache."
DuF: " Das - Danke sehr."